Donnerstag, 24. September 2015

so junge Frauen

Ich sitze im Wartezimmer eines geschlechtlich konnotierten Arztes als eine Frau im Alter meiner Mutter sich zu mir gesellt und den Platz neben mir auf dem Sofa einnimmt.
"Sie sind ja so eine junge Frau" stellt sie fest. Ich denke, dass Jugend vermutlich doch ein relationales statt ein generationales Konzept ist und lächle.
"So eine junge Frau, Sie könnten ja hier sein, weil Sie ein Baby bekommen". Ich lächle sehr zurückhaltend und sage nichts. Sie schweigt kurz, fühlt sich aber offenbar bemüßigt, weiter zu investigieren:
"Bekommen Sie ein Baby?!"
"Nein" antworte ich.
Sie täubelt vor sich hin gurrt und atmet. Ich hoffe auf Stillarbeit doch sie holt bereits wieder Luft:
"Haben Sie Kinder?!"
Ich verneine während Sie sagt: "Ich hab zwei. Schade, ja schade, aber Sie sind ja noch so jung, das wird noch."
Ich schweige.
"Ach ich bin ja so neugierig, ich bin ja so neugierig" stellt sie hellsichtig fest. Ich schweige.


Im Geiste atme ich mich method-acting-mäßig in die Rolle der verlassenen Frau mit dringendem Kinderwunsch und möchte ihr eine Szene machen als sie zur Zeitschrift greift, zielsicher die Doppelseite mit der Hochzeit aufschlägt und mir begeistert das Hochzeitskleid einer Spielergattin zeigt. "So ein schönes Gwand, so schön oder?! Aber ein wenig unpraktisch, gell..."
Ich erwarte die Frage nach meinem Familienstand als mein Name aufgerufen wird. "Das wird schon noch mit ihrer Neugier" will ich sagen aber verlasse nur fluchtartig den Sofaplatz.